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Kopfläuse - eine haarige Angelegenheit

Im Zusammenleben mit Kindern werden Eltern höchstwahrscheinlich Bekanntschaft mit ihnen machen: Diese kleinen, lästigen Parasiten, die den Kopf des Menschen befallen und dort ihre Eier ablegen, um sich zu vermehren. Jetzt heißt es Ruhe bewahren.

Lesezeit: Etwa 7 Minuten
Mutter untersucht die Haare ihres Kindes auf Kopfläuse

Keine Panik

Der Befall von Kopfläusen hat absolut nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Dennoch ist diese Meinung zum Teil immer noch verbreitet und löst bei den betroffenen Familien ein ungutes Gefühl aus. Lungern diese kleinen Krabbler oder deren Eier (die sog. Nissen) dann doch einmal auf den Köpfen der eigenen Kinder herum, gilt als erstes: Keine Panik und durchatmen!

Die Entdeckung

Beginnen die Kinder auffällig oft ihren Kopf zu kratzen, klagen über starken Juckreiz und verhalten sich insgesamt etwas unruhig, sollten Eltern auf jeden Fall den Kopf ihres Kindes näher unter die Lupe nehmen. Dies geschieht am besten bei Tageslicht oder mithilfe einer ausreichend hellen Lichtquelle. Als ‚Werkzeug’ dient der sog. Nissenkamm (in jeder Drogerie oder Apotheke erhältlich).
Läuse legen ihre Eier (Nissen) bevorzugt in der Nackengegend, hinter den Ohren oder in Nähe der Schläfen ab, weil es dort besonders warm ist. Die Nissen sind etwas kleiner als stecknadelkopfgroß und sind von einer hellen Chitinhülle umgeben. Dass es keine Schuppen sind merkt man daran, dass sie fest am Haar kleben und sehr widerstandsfähig sind. Einfaches Ausbürsten funktioniert nicht.
Ausgewachsene Läuse werden ca. 3mm groß und sind sehr flink. Sie sind  rötlich-braun und saugen Blut aus der Kopfhaut ihres Wirtes.

Die Untersuchung

Es wird empfohlen, die Haare des Kindes zuerst mit dem üblichen Shampoo zu waschen. Höchstwahrscheinlich ist das Durchkämmen der Haare mit dem Nissenkamm entweder unmöglich oder/und auch sehr schmerzvoll. Hier hilft das Auftragen einer gewöhnlichen Pflegespülung.
Diese gut in die Haare einreiben und für den Kämmprozess vorerst wirken lassen. Außerdem gefällt dies den Läusen ganz und gar nicht, da sie in ihrer Bewegung eingeschränkt werden und somit eher zu erkennen sind. Die Haare sollten Strähne für Strähne bis unten durchgekämmt werden. Empfehlenswert ist es, den Kamm dann auf einem weißen Tuch abzuwischen. So lässt sich meist gut erkennen, ob Läuse vorhanden sind. Die besondere Herausforderung für Eltern und Kinder während des ‚Suchprozesses’ ist, einen besonders langen Geduldsfaden zu haben. Denn nicht selten muss die Frage: „Bist du endlich fertig? Ich kann den Kopf nicht mehr so halten…“ mit einer möglichst entspannten, NICHT hektisch-nervösen Stimme beantwortet werden: „Ja gleich Schatz, wir sind wirklich gleich fertig, nur noch diese Strähne hier…“. Folgt darauf der Satz: „Ups, ich glaube ich seh’ da was!“, ist folgendes zu tun:

Wirkungsvolle Bekämpfung der Kopflaus

Es gibt unterschiedliche Anwendungen und Kopflausmittel, um die unerwünschten Besucher wieder loszuwerden. 

Chemische Kopflausmittel

Läuseshampoos (Kopflausmittel) enthalten Pyrethroide (synthetische Insektizide also Insektenvernichtungsmittel). In der Regel werden die Atemwege der Läuse verklebt und die Tiere ersticken. Hier haben sich über die Zeit jedoch Resistenzen aufgebaut sodass einige Mittel inzwischen auf Kokos-oder Siliconöl-Basis angeboten werden. Lasst euch in der Apotheke hierzu beraten, welches Mittel für euer Kind und ggfs. auch für euch selbst geeignet ist. Wird das Mittel korrekt angewendet, sterben die Läuse, jedoch nicht zuverlässig ihre Eier (Nissen).

Anwendung

Die korrekte Behandlung/Anwendung erklärt euch der Apotheker oder Kinderarzt. Eine Wiederholung der Behandlung nach 8 – 9 Tagen ist unerlässlich, um sicher zu gehen, dass auch die Eier (Nissen) nicht überleben. Während dieses groben Zeitraumes von 14 Tagen (ab Entdeckung bis 2. Behandlung) sollte der Kopf des Kindes ca. alle 3-4 Tage mithilfe der Haarspülung-Methode untersucht werden. Dies ist natürlich sehr mühsam, stellt aber sicher, dass auch wirklich alle nachgeschlüpften Larven/Nymphen (Läuse-Jungtiere) tot sind. 

Natürliche Hausmittel

Die Verwendung herkömmlicher Hausmittel zur Läusebekämpfung ist umstritten, da die Wirksamkeit oft nicht den gewünschten Erfolg bringt. Zudem sind die Prozeduren meist langwieriger. Hier 3 Beispiele:
* Olivenöl, *Essig, *Neemöl

Anwendung

  • Olivenöl - Haare im Olivenöl einweichen. Unter der Duschhaube ca. 8 Std. einweichen lassen. Danach Haare Strähne für Strähne auskämmen. Haare mehrmals mit Shampoo auswaschen. Nach ca. 8 Tagen wiederholen.
  • Apfelessig – Apfelessig und Wasser im Verhältnis 1:1 (z.B. jeweils 1Glas). Mit Handtuch und/oder Duschhaube gut umwickeln und über Nacht wirken lassen. Danach Strähne für Strähne gut auskämmen. Haare mehrmals mit Shampoo auswaschen. Nach ca. 8 Tagen wiederholen.
  • Neemöl – In Apotheken  oder Bioläden erhältlich. Ca. 5 Tropfen mit einer Portion Shampoo vermischen, Haare damit waschen, ca. 15Min. einwirken lassen und dann auswaschen. Das nasse Haar Strähne für Strähne durchkämmen. Die Prozedur nach ca.5 Std. und nach 8 Tagen unbedingt wiederholen.

Egal für welche Therapie ihr euch entscheidet:
Es ist wichtig, die Behandlungen nach etwa acht bis zehn Tagen zu wiederholen, damit keine neue Generation aus den noch vorhandenen Nissen heranwachsen kann. Das Haar sollte über den Zeitraum von etwa einem Monat beobachtet werden, um auch wirklich sicher zu sein, dass alle Kopfläuse verschwunden sind.

Weitere Maßnahmen

Zu den weiteren Maßnahmen, die nach Behandlung der befallenen Familienköpfe folgen sollen, gibt es sehr unterschiedliche Meinungen und Ratschläge.

Die radikale Methode

Alle Klamotten des Kindes, Kissen, lose Teppiche im Zimmer etc. sollen in Müllsäcke verpackt, am besten drei Wochen lang nach draußen oder in den Keller gestellt werden, um so die Läuse auszuhungern. Dinge, die in engem Kontakt mit dem Kind waren oder empfindliche Wollschals sollten ein paar Tage im Eisfach des Tiefkühlschrankes eingefroren werden…
Alternativ zum Einfrieren können auch alle waschbaren Klamotten bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Erstbetroffene reagieren mit Schweißausbrüchen wenn sie an die Wäscheberge, Mülltüten mit Klamotten auf Balkonen und Terrassen sowie Kuscheltiere im Eisfach denken. Wie soll man den Kleinsten auch erklären, dass das Lieblingskuscheltier nun für Wochen nicht mehr mit im eigenen Bett schlafen darf, sondern auch noch tiefgefroren werden muss…? Neben all dem Stress noch ein schreiendes, wütendes Kind zu beruhigen fällt an dieser Stelle nicht immer leicht und man wünschte sich der Geduldsfaden möge niemals enden! Mittlerweile werden diese doch sehr aufwendigen Maßnahmen von vielen Experten infrage gestellt.

Die elternfreundliche Methode

Diese raten dazu, dass jedes Familienmitglied eine eigene Bürste oder Kamm bekommt. Bei Befall, diese in einer heißen Seifenlösung reinigen. Handtücher, Bettwäsche und Schlafanzug des Kindes bzw. des betroffenen Familienmitgliedes wechseln und bei mind. 60 Grad waschen. Mützen, Schals etc. die mit dem Kopfhaar der betroffenen Person in Berührung gekommen sind, in einem verschlossenen Müllbeutel drei Tage aufbewahren. Länger überleben die Kopfläuse ohne menschliches Blut ohnehin nicht. Kuscheltiere oder ähnliches, von dem sich das Kind nur schwer trennen kann, können auch einer Sichtkontrolle unterzogen werden. Man kann die Nissen, Larven und Läuse mit bloßem Auge erkennen. Hier gilt es für sich und seine Familie einen Mittelweg zu finden. Eltern, die schon des Öfteren Kopfläuse zu Besuch hatten, reagieren meist gelassener. Aber in jedem Fall gilt: vier Wochen lang intensiv beobachten, ob tatsächlich die Läusefreiheit wiederhergestellt ist.

Meldepflicht

Zu guter Letzt bleibt noch zu erwähnen, dass ein Befall von Kopfläusen der Meldepflicht unterliegt. Die Kita oder Schule muss darüber informiert werden. Betroffene Eltern sollten auch die Eltern der Freunde informieren, mit denen das eigene Kind zuletzt gespielt hat. Kopfläuse sind wirklich lästig, aber kein Grund zur Nervosität, wenn mal wieder ein Zettel an der Info Wand der Kita hängt oder in der Ranzenpost des Kindes, mit der Aufforderung den Kopf des eigenen Kindes zu untersuchen, da in der näheren Umgebung ein Kopflausbefall aufgetreten ist.

Die Kopflaus - Good to know

Sie sind nicht gefährlich, aber lästig! Und sicher wird man diese Biester auch wieder los, wenn man einiges über ihre Lebensgewohnheiten-/zyklus weiß: Die Kopflaus (lat. Pediculus humanus capitis)
Die Kopflaus hat sich im Laufe der Evolution perfekt an ihren Wirt – den menschlichen Kopf – angepasst. Ausgewachsen ist sie etwa 3 mm groß.
Sie besitzt keine Flügel und kann auch nicht, wie es oft heißt, in der Garderobe der Kita oder Schule von Mütze zu Mütze springen. Daher erfolgt die Ansteckung meist nur über direkten Körperkontakt, d.h. wenn die Kinder „ihre Köpfe zusammenstecken“. Häufiger Körperkontakt ist bei Kindern in der Kita einfach ihrem Alter geschuldet, so dass es hier zu häufigeren Ansteckungen kommt als bei älteren Schulkindern. Doch auch hier gibt es keine „Entwarnung“ und den einen oder anderen „Läusealarm“, nicht selten bis in die achte oder neunte Klasse hinein.
Die Kopflaus ist in sieben Segmente unterteilt und besitzt drei Beinpaare mit hakenartigen Klauen. Mit diesen kann sie sich wunderbar an den menschlichen Haaren festklammern. Die Kopflaus ernährt sich von menschlichem Blut als einziger Nahrungsquelle. Um dort heranzukommen ist ihr ein dolchartiger Fortsatz am Kopf dienlich. Sie ritzt mit diesem Werkzeug die winzigen Blutgefäße der Kopfhaut auf.
Läuse haben eine Lebensspanne von etwa 30 Tagen und legen in dieser Zeit ohne Befruchtung ca. 150 – 300 Eier (Nissen). Ca. 12 Tage später schlüpfen die Jungläuse (Nymphen). Nach etwa 10-12 Tagen ist die weibliche Kopflaus geschlechtsreif. Interessant ist, dass die Weibchen keine männlichen Läuse für die Fortpflanzung benötigen.
Dicht am Haaransatz heftet die Kopflaus ihre Nissen an das einzelne Haar. Hierzu sondert sie ein stark klebendes Sekret ab. Perfekte Brutbedingungen für Läuse finden sich bei ca. 34Grad C auf der Kopfhaut. Nach dem Schlüpfen bleiben die leeren Eihüllen übrig, die durch ihre helle Farbe auffälliger sind, als die Läuse selbst.

Autorin: Christina Linz